Landschaftsentwicklungsplan Leda-Jümme-Niederung
Anfang der 1990er Jahre wurde im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde ein Entwicklungsplan für die Leda-Jümme-Niederung erstellt. Das "Zweistromland" zeichnete sich einerseits durch naturraumtypische Flussmarschen und Moorlandschaften entlang der beiden namensgebenden Tidegewässer und andererseits durch eine starke kulturelle Überprägung infolge zahlreicher Wasserbau- und Flurbereinigungsmaßnahmen aus. Historische Berichte belegten, dass das Gebiet bis in die 1950er Jahre zu den bedeutendsten Wasservogelrastgebieten Norddeutschlands gehörte. Mit der Inbetriebnahme des Leda-Sperrwerks im Jahr 1954 gehörten winterliche Überschwemmungen jedoch der Vergangenheit an. Mit den sich daraus eröffnenden Möglichkeiten der Landnutzung vollzog sich ein Intensivierungsschub, der tiefgreifende Auswirkungen auf Flora und Fauna hatte.
In den 1990er Jahren waren nur noch wenige Relikte der ursprünglichen Vegetation insbesondere in Teilen des Barger und des Holter Hammrichs erhalten. Insgesamt dominierten bereits großflächig Nutzungsweisen, die insbesondere den Lebensraum der Brutvögel stark einschränkten.
Eine der letzten Weißstorch-Bruten im Jümmiger Hammrich (Amdorf, Mai 1990)
Es war Aufgabe der Fachplanung, angesichts der bestehenden Konflikte eine nachhaltige Entwicklungsperspektive aufzuzeigen, die den natürlichen Ressourcen und den Nutzungsansprüchen Rechnung tragen sollte. Aufgrund der in weiten Teilen des Gebiets bereits deutlichen Sackungen des Niedermoorkörpers konnte dort eine nachhaltige Nutzung jedoch nur in Verbindung mit Erhöhungen des Wasserstandes und entsprechender Extensivierung erreicht werden. Eine intensivere Landnutzung erschien langfristig nur auf den höher liegenden Flussmarschen vertretbar. Dementsprechend wurden naturräumlich differenzierte Entwicklungsziele für den Tidebereich (Rückdeichungen), die Flussmarsch (Wasserstandsregulierung, Priorität landwirtschaftlicher Nutzung), die Moormarschen im östlichen Teil der Niederung (Ausdeichung), die Hammriche (Wasserstandsanhebung, extensive Landwirtschaft, Pflege bzw. Nutzungsaufgabe) sowie die Geestränder (Biotopvernetzung) formuliert. Eine Kurzfassung der Planung (pdf-Datei, ca. 3.8 MB) ist 1995 in den NNA-Berichten erschienen.
Einen Eindruck der damaligen Auseinandersetzungen vermittelt eine kleine Anfrage (pdf-Datei, ca. 128 KB) im niederächsischen Landtag.
Naturschutzfachliche Konzeption der Leda-Jümme-Niederung aus dem Jahr 1993
Die generelle Schutzkonzeption führte in den 1990er Jahren nicht zu konstruktiven Diskussionsprozessen, sondern konnte durch die Bezirksregierung Weser-Ems und andere Träger nur in Teilgebieten umgesetzt werden. Unter anderem erfolgten Rückdeichungen an der Jümme bei Eikehörn und an der Leda bei Potshausen. Im Holter Hammrich konnten großflächige Renaturierungsmaßnahmen in Zusammenhang mit der Schaffung eines Hochwasserrückhaltebeckens umgesetzt werden.