Makrophyten-Monitoring an der Thülsfelder Talsperre 2010
Massenbestand des Wasserknöterichs
Die Thülsfelder Talsperre (Landkreis Cloppenburg) wurde in den Jahren 2002 bis 2006 umfangreich saniert. Aufgrund von Baumängeln im Abschlussdamm und im Kontaktbereich des Auslaufbauwerks musste der Stausee im Februar 2009 für neuerliche Sanierungsarbeiten fast vollständig entleert werden. Innerhalb der Vegetationsperiode des Jahres 2009 bildete sich eine üppige Röhricht- und Sumpfvegetation auf dem trockengefallenen, nährstoffreichem Gewässerboden. Im Vorfeld des neuerlichen Einstaus wurden Bedenken geäußert, dass die Fauna des Stausees durch die faulenden Pflanzen im wieder aufgestauten See Schaden nehmen könnte. Um im Bedarfsfall rasch reagieren zu können, sollte der Wiederanstau fachkundig begleitet werden. Der Auftragnehmer bekam die Aufgabe im Rahmen eines Monitorings, die Entwicklung der Pflanzen in der Thülsfelder Talsperre zu beobachten und mögliche problematische Tendenzen anzuzeigen.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Analyse von repräsentativen Teilflächen der Talsperre. Besonders charakteristisch für dieses Gewässer ist das Vorhandensein von schmalen und flachgründigen Buchten (Lagunen) am Westufer, die sich mehr oder weniger weit in die angrenzenden Geestbereiche erstrecken. Im Süden der Talsperre fallen weite Bereiche bereits bei einer Senkung des aufgestauten Wasserstands um wenige Dezimeter trocken.
Die unterschiedlichen Bedingungen des Gewässers ließen sich durch die Anlage von fünf Transekten gut abbilden (zwei im Bereich der Lagunen und jeweils eine im Süden, in der Mitte und im Norden des Hauptgewässers).
Lage der Transekte A - C
Entlang der fünf Transekte wurden im Jahr 2010 jeweils 3 Kartierdurchgänge vorgenommen (März/April, Juni und August/September) bei denen jeweils 10 m langen und 1 m breiten Abschnitte intensiv untersucht worden sind. Die Transekte wiesen Längen zwischen 86 und 518 m, so daß innerhalb des Gewässers bis zu 52 Abschnitte vegetationskundlich zu bearbeiten waren. Entgegen den Befürchtungen hat die Überstauung des 2009 verkrauteten, trocken gefallenen Gewässerbodens keine deutliche Belastung des Gewässers durch den Verrottungsprozess der abgestorbenen Pflanzenteile gezeitigt. Vielmehr führte erst der hohe Nährstoffeintrag über den Oberlauf der Soeste im zentralen Gewässer zur Massenentwicklung von flottierenden Algen. Das worst-case-Szenarium einer Hypertrophierung des Gewässers insbesondere korrespondierend mit hoher Sauerstoffzehrung ist aber auch im Hochsommer ausgeblieben.
Durch die Betrachtung der Transekte über den Zeitraum einer ganzen Vegetationsperiode ergeben sich für den Untersuchungszeitraum abgestuft charakteristische qualitative und quantitative Unterschiede der Flora und der Vegetation, die Rückschlüsse für den gesamten Gewässerbereich der Thülsfelder Talsperre zulassen. Die besondere Ausgangslage mit einer dominierenden, obgleich meist absterbenden oder bereits abgestorbenen Helophyten-Phytozönose (Sumpfpflanzen-Pflanzengemeinschaft), stellte eine für die Flachwasserbereiche der Thülsfelder Talsperre atypische Situation im zeitigen Frühjahr 2010 dar. Erst im späteren Verlauf der Vegetationsperiode setzen sich echte Wasserpflanzen gegenüber den Helophyten durch.
Das im Frühsommer bis Hochsommer 2010 fortschreitende Algenwachstum im zentralen Bereich der Thülsfelder Talsperre (mit Grün- und Kieselalgen sowie Cyanophyceen) beeinträchtigte den Wuchs von wurzelnden Wasserpflanzen auf erhebliche Weise (Lichtmangel unterhalb der Wasseroberfläche). Demgegenüber wächst in den Lagunen der Talsperre mit klarerem Wasser eine recht vielfältige Hydrophyten-Vegetation.
Zur genaueren Überwachung der weiteren Vegetationsentwicklung und zur Klärung verschiedener offener Fragen sollten die Untersuchungen in den nächsten Jahren wiederholt werden.
Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Betriebsstelle Cloppenburg